Die Koalition aus Union und SPD hat sich formiert und bringt zahlreiche Vorhaben mit sich. Ein zentraler Aspekt des Koalitionsvertrags wird auf Seite 51 thematisiert.
Lars Klingbeil, Co-Vorsitzender der SPD, hob in seinen Ausführungen einen entscheidenden Abschnitt im Koalitionsvertrag hervor. Im Kapitel über Haushalt, Finanzen und Steuern betont die Koalition die Wichtigkeit solider Staatsfinanzen, die als grundlegende Voraussetzung für einen funktionierenden Staat gelten. Zudem wird auf die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen hingewiesen.
Die Koalition hat klargestellt, dass alle geplanten Maßnahmen unter einem finanziellen Vorbehalt stehen. Dies wird auf Seite 51 deutlich formuliert.
Dies bedeutet konkret, dass jedes Projekt der neuen Regierung einer Kostenanalyse unterzogen werden muss, um zu prüfen, ob es finanziell tragbar ist. Der Finanzminister wird in diesem Prozess eine Schlüsselrolle spielen, und es ist wahrscheinlich, dass ein SPD-Vertreter, möglicherweise Klingbeil selbst, diesen Posten übernehmen wird. Dadurch könnte er eine bedeutende Machtposition hinter dem zukünftigen Kanzler Merz einnehmen.
Falls zusätzliche Mittel für ein Projekt nicht bereitgestellt werden können, bleibt den zuständigen Ministern nur die Möglichkeit, innerhalb ihrer Haushaltsmittel umzuschichten. Zum Beispiel könnte ein Landwirtschaftsminister, der Subventionen für Agrardiesel benötigt, gezwungen sein, andere Ausgaben seines Ministeriums zu kürzen, wenn der Bundeshaushalt nicht die nötigen Mittel zur Verfügung stellt.
Klingbeil verdeutlichte bei einer Pressekonferenz, dass der Koalitionsvertrag viele Formulierungen enthält, die eher Absichten als feste Zusagen darstellen. Insgesamt finden sich im Vertrag 229 Mal die Formulierung wir werden, während es 149 Mal heißt wir wollen. Wenn der finanzielle Vorbehalt ernst genommen wird, könnte das umfangreiche Dokument zunächst nur als Erklärung von Zielen betrachtet werden, die noch einer praktischen Umsetzung bedürfen. Ironischerweise steht die neue Koalition finanziell durch Sondervermögen für Infrastruktur und Ausnahmen bei der Schuldenbremse relativ gut da. Da viele in der Union gegen neue Schulden sind, wollten die Verhandler offenbar signalisieren, dass sie auch zu Einsparungen bereit sind.
Die praktische Handhabung des Finanzierungsvorbehalts wird sich zeigen, wenn die ersten kostspieligen Projekte angegangen werden sollen. Beispielsweise könnte es erneut zu Konflikten bezüglich der von der CSU im Koalitionsvertrag verankerten Mütterrente kommen. Zudem wird es notwendig sein, neue Verhandlungen über die Finanzen von Schwarz-Rot zu führen, da die Ampel-Koalition im letzten Jahr an den Etat-Verhandlungen gescheitert ist und somit bislang kein regulärer Haushalt für 2025 besteht. Eines der ersten Anliegen des neuen Finanzministers wird es sein, diesen auf den Weg zu bringen.