Seit Donald Trump das Präsidialamt übernommen hat, verfolgt er unermüdlich sein Ziel, Amerika wieder groß zu machen. Ein zentrales Werkzeug seiner Strategie sind Zölle. Mit diesen Maßnahmen will er sowohl wirtschaftliche als auch politische Ziele erreichen. Dies demonstrierte Trump in der vergangenen Woche, als er die Einführung umfangreicher Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China ankündigte, was weltweit an den Börsen für Erschütterungen sorgte.
Doch warum ist Trump so fixiert auf Zölle? Um dies zu ergründen, ist es hilfreich, seine Argumentation zu betrachten. Er sieht eine klare Logik: Die USA haben mit diesen drei Ländern ein erhebliches Handelsdefizit. Das bedeutet, dass die Vereinigten Staaten deutlich mehr Waren aus diesen Ländern importieren als sie exportieren.
Durch die Einführung von Zöllen auf diese Importgüter steigen deren Preise im Vergleich zu inländischen Produkten. Die Hoffnung dahinter ist, dass sowohl Verbraucher als auch Unternehmen vermehrt amerikanische Produkte wählen oder ihre Produktion in die USA verlagern, um die Zölle zu umgehen. Selbst wenn Amerikaner trotz der Zölle weiterhin die Waren aus Kanada, Mexiko und China kaufen, würde dies dem Staatshaushalt zugutekommen, da die Zölle als Einnahmen fließen.
Die Idee, durch Zölle die nationale Wirtschaft zu schützen, ist bereits seit Jahrhunderten präsent. So versuchte der französische König Ludwig XIV im 17. Jahrhundert, Frankreich zur führenden Wirtschaftsmacht zu machen, indem er Zölle einführte. Der damals vorherrschende Merkantilismus zielte darauf ab, möglichst viele Exportgüter zu schaffen und Importe zu minimieren, um die steigenden Staatseinnahmen zur Finanzierung des Militärs und des Königshauses zu nutzen.
Die Problematik eines auf Protektionismus basierenden Wirtschaftsmodells, das von mehreren Staaten verfolgt wird, war bereits damals erkennbar. Adam Smith bewies in seinem 1776 veröffentlichten Werk Der Wohlstand der Nationen, dass merkantilistische Politiken zu Zollspiralen und Handelskonflikten führen, in denen letztlich alle Beteiligten verlieren, wenn Waren künstlich verteuert werden und der internationale Handel abnimmt.
Schließlich wurde der Merkantilismus durch die Idee des Freihandels ersetzt, die seit dem 19. Jahrhundert die dominierende Doktrin im internationalen Handel bildet. Insbesondere während der Globalisierungswelle der 1990er Jahre führte die Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) zu einer Regelung des Handels, um schädliche Eingriffe in den freien Welthandel zu vermeiden. Im Streitfall konnte die WTO als Schlichtungsstelle fungieren.
Das Resultat war eine beispiellose Vernetzung der globalen Wirtschaft und eine Vielzahl bilateraler sowie regionaler Freihandelsabkommen, von denen insbesondere die deutsche Wirtschaft stark profitierte. Diese Phase war von einem kontinuierlichen Wachstum der Weltwirtschaft geprägt.
Allerdings brachte der Freihandel auch Herausforderungen mit sich: Staaten haben Schwierigkeiten, neue Industriezweige im eigenen Land zu etablieren, wenn günstige Importe die lokale Industrie unter Druck setzen. Um solches Dumping zu verhindern, wurden durch die WTO Regeln eingeführt, die unfaire Handelspraktiken einschränken und den fairen Welthandel fördern sollen. Das zugrunde liegende Prinzip lautet, dass eine regelbasierte, faire Handelspolitik langfristig für alle Beteiligten von Vorteil ist.
Ein Blick auf die Geschichte des Welthandels zeigt, dass wirksame Handelspolitik die komplexen Reaktionen berücksichtigen muss, die durch Zollmaßnahmen ausgelöst werden. Im Falle von Vergeltungszöllen können Handelskriege entstehen, die in der Vergangenheit sogar zu realen Konflikten führten und erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen können.
Die möglicherweise unerwünschten Folgen von Trumps Zöllen sind nicht nur die absehbaren Gegenreaktionen, sondern auch die Zölle selbst. Trump scheint zu übersehen, dass die amerikanische Wirtschaft eng mit der globalen Wirtschaft verknüpft ist. Viele Teile amerikanischer Produkte stammen aus anderen Ländern, werden in den USA zusammengesetzt und gelangen dann wieder exportiert ins Ausland.
Ein Beispiel ist die komplexe Lieferkette des US-Technologiegiganten Apple, die Produkte aus 43 verschiedenen Ländern umfasst. Diese Verflechtungen sind entscheidend für die Herstellung und den Vertrieb beliebter Produkte wie iPhones und MacBooks.
Der Komplexitätsökonom César Hidalgo hat darauf hingewiesen, dass die Trump'schen Zölle unbeabsichtigte Folgen haben könnten, die sich als zweischneidiges Schwert erweisen. Die durch Zölle erhöhten Kosten könnten dazu führen, dass Unternehmen ihre Produktionsstandorte verlagern, ohne dass diese zwangsläufig in die USA zurückkehren. Es besteht auch die Möglichkeit, dass amerikanische Zulieferer von günstigeren Anbietern aus anderen Ländern verdrängt werden oder dass ausländische Produzenten neue Märkte finden, um die US-Komponenten zu umgehen.
Eine intelligente Wirtschaftspolitik berücksichtigt die komplexen Interaktionen der globalen Wirtschaft. Wie gelingt das? Durch die Nutzung umfangreicher Daten, die durch Digitalisierung zur Verfügung stehen, lassen sich die Lieferketten von Unternehmen und Ländern detailliert analysieren.
Forscher nutzen bereits diese Daten, um Einsichten in die Verflechtungen der Lieferketten zu gewinnen. Studien zeigen, dass der ökologische Fußabdruck von Nationen erheblich gesenkt werden kann, wenn an kritischen Stellen CO2-Einsparungen vorgenommen werden. In Österreich gibt es sogar ein Forschungszentrum, das sich speziell mit der datenbasierten Untersuchung von Lieferketten beschäftigt, um die Volkswirtschaften zu stabilisieren.
Anstatt pauschal Zölle auf alle Importe zu erheben, sollte eine kluge Handelspolitik gezielte Regeln festlegen und Schäden durch präzise Maßnahmen minimieren. Ein Beispiel sind die EU-Zölle auf chinesische Elektroautos, die nach einer gründlichen Analyse und in abgestufter Form eingeführt wurden, um wettbewerbswidrige Preise zu verhindern.
Wie könnte eine smarte Wirtschaftspolitik im 21. Jahrhundert aussehen, die die komplexen Wechselwirkungen der globalen Wirtschaft berücksichtigt? Zunächst sollte sie nicht die Illusion erzeugen, dass Zölle isoliert wirken. Zölle erzeugen Reaktionen, die eine eigene Dynamik entwickeln können.
Zusätzlich sollten Handelsbeschränkungen nur dort eingesetzt werden, wo sie tatsächlich die Wettbewerbsfähigkeit stärken und vorübergehend sein, mit einem klaren Fahrplan zur Unterstützung der heimischen Industrie im globalen Wettbewerb.
Schließlich sollte eine intelligente Handelspolitik datenbasiert agieren, um kritische Punkte in den Lieferketten zu identifizieren und zu vermeiden, dass Zölle ungewollte Effekte wie eine Abwanderung der Produktion nach sich ziehen. Eine smarte Wirtschaftspolitik nutzt also präzise Instrumente anstelle von groben Maßnahmen, um wirtschaftliche Ziele zu erreichen.